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... und Tschüss ...

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Alle Welt verlässt sich auf Computer, Netzwerke, Telefone und Elektrizität. Es gibt zwar immer so einige Probleme damit (Nager an den Kabeln etc.), aber im allgemeinen funktioniert der Kram so leidlich. Es gibt da nur ein klitzekleines Detail - eigentlich theoretischer Art - das dem Ganzen sehr plötzlich ein Ende bereiten könnte.

Bei den ersten Atomwaffenversuchen wurde er entdeckt - der Elektromagnetische Impuls, kurz EMP. Es handelt sich dabei um einen sehr kurzen, enorm starken Impuls im unteren elektromagnetischen Spektrum, der bei der atomaren Kettenreaktion entsteht. Dieser zerstört alle elektrischen und elektronischen Geräte in seinem Wirkungsradius durch Induktion sehr hoher Impulsströme in jedem noch so kleinen Stück metallischem Leiter.

Der Impuls wird auch über Kabel, also Netzwerke, Stromleitungen, Telefon, Antennen etc. weitergeleitet und wirkt hier durch die grosse Lange des Leiters, in dem die Induktion stattfindet, besonders heftig.

Normale Überspannungsschutzelemente, wie sie immer häufiger in verschiedenen Geräten zum Einsatz kommen, bieten nach den bekanntgewordenen Informationen nahezu keinen Schutz, da die auftretenden Ströme, Spannungen und Frequenzen weit über den üblichen Ableitwerten liegen,

In der direkten Wirkungszone befindliche magnetische Speichermedien werden gelöscht oder stark in Mitleidenschaft gezogen.

Verschiedene Versuche, die vor allen Atommächten durchgeführt wurden, dienten sowohl der Entwicklung einer Atomwaffe mit besonders hohem EMP-Potential als auch der Erforschung von Technologien zur "Härtung" von militärischen Gerätschaften gegen den EMP.

In der letzten Zeit wurde der überwiegende Teil von Tests offenbar primär für solche Zwecke durchgeführt. Eine Kerntechnologie bei der "Härtung" von Netzen und Ausrüstungen ist der flächendeckende Einsatz von Glasfasernetzwerken und optischen Entkoppelgliedern in den Geräten. So wurden z.B. bestehende militärische kupferbasierte Netzwerke gegen Glasfasernetzwerke ausgetauscht, wichtige Computersysteme

und Kommunikationsanlagen nebst autonomen Stromversorgungen in Farradayschen Käfigen eingebunkert und Aussenanbindungen zu Kupfernetzen und Antennen mit teilweise mehrere Meter langen Glasfaserentkopplungen angebunden, um Überschläge zu verhindern.

Ausserhalb militärischer Belange erschien bisher die Möglichkeit eines EMP-Problems eher theoretischer Natur zu sein, nach dem Motto: Wenn sie Atomwaffen einsetzen, brauch ich meinen Computer eh nicht mehr,

Nunmehr verdichten sich aber die Anzeichen für eine einsatzfähige, handliche EMP-Waffe mit relativ begrenztem Wirkungsradius, die _ohne_ Atomwaffe funktioniert.

Bei einer Konferenz über nichttödliche Waffen der US-Streitkräfte wurde vor einigen Monaten eine Entwicklung vorgestellt, die in einen Cruise Missile - Kopf passt und einen Wirkungskreis von einigen hundert Metern hat. Die Effizienz der Waffe wurde durch einen Ausrichtungsfehler bei einem ersten Test an der Bordelektronik der Autos der Beschäftigten des Testlabors unfreiwillig demonstriert - etliche dutzend Fahrzeuge waren platt.

Die Berichte lauten dahingehend, das die Richtung des EMP-Schlags vorherbestimmbar ist und ein Cruise Missile-Gefechtskopf bereits bis zur Einsatzreife entwickelt wurde.

Die Technologie beruht den Berichten zufolge auf der explosiven Kompression eines starken Elektromagneten bei maximal aufgebautem Feld durch gleichförmig um die Spule verteilte konventionelle Sprengladungen - ähnlich der Funktionsweise eines bestimmten Atomwaffentyps bei dem eine poröse Urankugel komprimiert wird, um eine überkritische Massekonzentration zu erreichen. Offenbar steht die Entwicklung im Zusammenhang mit der forcierten Verwendung von nichtnuklearen Technologien, die im Rahmen des SDI-Programms entstanden sind.

Denkbar sind auch andere Funktionsprinzipien, wie z.B. mittels des Magneto-Hydrodynamischen Effekts (NIHD-Generator), bei dem die nötigen Ströme mit einer modifizierten kleinen Feststoffrakete mit ionisierbarem Gasstrahl und einem starken Elektromagneten erzeugt werden könnten.

Bei Experimenten in der UdSSR, die angeblich für Zwecke der geologischen Tiefenforschung durchgeführt wurden, entstand ein Feld, das laut Versuchsprotokoll "Auswirkungen bis in die Ionosphäre hatte. Wir nutzten die Gelegenheit gleich zu entsprechenden Messungen", so die Forscher.

Das wirkliche Problem an der ganzen Geschichte ist, daß es sich bei einer derartigen Waffe um eine reine Know-How Frage handelt. Jeder ambitionierte Staat oder sogar eine grössere Privatorganisation ist wahrscheinlich in der Lage, eine solche Waffe in etwas primitiverer Form nachzubauen, da offenbar keine Materialien benötigt werden, die unter irgendeiner internationalen Kontrolle stehen wie etwa Uran oder Plutonium.

Lediglich einige Erfahrungen in konventioneller Sprengtechnik und sonstiger Standard-High-Tech sind erforderlich. Der Entwicklungsaufwand dürfte um einiges unter dem für eine primitive Atomwaffe liegen, ganz zu schweigen von dem Wegfall des Materialproblems, Es handelt sich bei einem derartigen Gerät schlicht um eine perfekte Terrorwaffe, da bei ihrem Einsatz kaum körperliche Schaden bei Menschen zu befürchten sind (exclusive Herzschrittmacherträger u.ä.), der sonstige Schaden beim Einsatz in einem westlichen Industrieland an der richtigen Stelle aber gigantisch wäre.

Sollte z.B. irgendeine Gruppe damit drohen, so ein Gerät im Frankfurter Bankenviertel einzusetzen, würde es kaum Möglichkeiten einer Gegenwehr geben. Vor dem Hintergrund dieses Wissens erscheinen verschiedene Geschehnisse im Zusammenhang mit dem Einsatz von Glasfasernetzen in etwas anderem Licht,

Die momentane Kostenstruktur im Glasfasermarkt, die es ärmeren Ländern und Organisationen meist nicht gestattet, sich mit vernünftigem, halbwegs EMP-sicherem Equipment auszurüsten, dürfte wohl weitgehend politisch bedingt sein. Die Technologie zur Herstellung von hochqualilativer Glasfaser ist momentan in den Händen sehr weniger Grosskonzerne, die eine sehr restriktive Vermarktungspolltik an den Tag legen.

Die Einstufung von bestimmten Glasfasertechnologien als ausfuhrkontrollierte dual-use (sowohl militarisch als auch zivil nutzbare) Technik in den Herstellerländern tut ein übriges, um eine Verbreitung in Länder, die potentielle Einsatzgebiete von westlichen EMP-Waffen sind, zu verhindern.

So wurde offenbar gezielt eine technologische Schranke ertichtet, die es dem Westen ermöglicht, einen bestimmten, im Informationszeitalter hocheffektiven Waffentyp zu besitzen, eine relative Absicherung der eigenen Strukturen gegenüber den Wirkungen dieser Waffe aufzubauen und die Verwundbarkeit potentieller Gegner zu erhalten.

Der NATO-Plan, der eine vollständige Umstellung der Nachrichtenwege auf Faser vorsieht und der wohl vor kurzem vollendet wurde, war insofern äusserst weitsichtig und berechnend.

Wie abhängig die Welt vom Draht mittlerweile ist, machten erst jüngst die Kabelknipser von "Keine Verbindung eX" am Frankfurter Flughafen deutlich, Hinterher merkten viele Leute plötzlich, das die Welt irgendwie nicht mehr so ganz in Ordnung ist. Auf einmal wird das alte Gespenst vom Technoterrorismus wieder lebendig und alle sind sehr besorgt um die allgemeine Ordnung und Sicherheit. Irgendwelche arabischen fundamentalislamistische Radikalmosiemmudschahedins könnten auf einfache Art den ganzen goldenen Westen lahmlegen, so die Befürchtung der für unser aller Wohlergehen Sorgenden.

Ein wirklich gefundenes Fressen für professionelle Feindbilddesigner und provistonsfinanzierte Sicherheitsberater, die dann gleich mal schnell eine neue Upgradewelle auf EMP-sicheres Equipment lostreten können. Im Bereich militärischer Technik ist diese Welle schon lange am Rollen, nur wurde das geschickt unter der Hand gemacht, um eine grössere öffentliche Aufmerksamkeit zu vermeiden und eventuell feindlich gesinnte Staaten nicht auf dumme Ideen zu bringen. Nun steht also in einem der nächsten lokalen Konflikte, bei dem sich der Westen mal wieder mit der Aura eines unblutigen Problemlösers schmücken will, zu erwarten, daß es zu einem plötzlichen unerklärlichen Ausfall der einen oder anderen gegnerischen Kommunikationszentrale oder Radarstation kommt.

Die Anwendung sogenannter non-lethal weapons beim bevorstehenden Abenteuer in Bosnien wurde gerade vor wenigen Tagen auf einer Konferenz der US-Streitkräfte erläutert. Hinterher können sich dann die Helden auf die Schultern klopfen und sich von den Medien loben lassen, was für tolle Hechte sie sind.

Bis dann eines Tages irgendwo in Westeuropa an strategisch günstiger Stelle ein unauffälliger LKW steht, in dem es plötzlich seltsam tickt....

 

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